2D ist Vergangenheit. Die Zukunft heißt 360°. Mithilfe von Virtual-Reality-Brillen können Zuschauer sich in anderen Welten bewegen. Doch wie weit ist die Technik schon? Wie entwickelt man die neuen technologischen Inhalte und vermittelt diese an die Zielgruppe? Die Konferenz i4c – Spring into 360° gibt darauf Antwort.
Von Tim Nauerz
Bereits die VR-Brillen im Foyer der Hochschule für Fernsehen und Film München lassen auf ein besonderes Erlebnis hoffen. Die reale Welt virtuell erleben – ein Markt, der in den letzten Jahren rasant dazu gewonnen hat. Das Bayerische Filmzentrum, als Ausrichter der Konferenz, erhofft sich einen Austausch und neue Erkenntnisse zu der 360° Technologie. Bei den Vorträgen kommen Journalisten, Unternehmer und Techniker zu Wort, die bereits 360°- Videos entwickelt haben.
So zeigen Stefan Göppel (Re’flekt) und Lukas Ondreka (Süddeutsche Zeitung) anhand zahlreicher Beispiele, wie mit 360°-Videos Geschichten noch lebendiger erzählt werden können. Die Süddeutsche Zeitung möchte in Zukunft vermehrt auf die Virtual Reality Technologie setzen, um Erzählungen glaubhafter zu gestalten und diese für den Zuschauer erlebbar zu machen. Die 360°-Videos können mehr als eine Fotografie oder ein Bewegtbild. Der Zuschauer wird in die virtuelle Welt hineingezogen und ein Teil von ihr.
Ein VR-Projekt der Süddeutschen Zeitung im vergangen Jahr war beispielsweise ein 360°-Video eines Flüchtlingsbootes. Der Zuschauer verfolgt die Seenotrettung virtuell und kann seine Perspektive selbst steuern. Der zuständige SZ-Redakteur Lukas Ondreka erhofft sich dadurch eine neue Art des Journalismus. Der Betrachter soll die Neuigkeit fühlen und die Geschichte dahinter besser verstehen. Stefan Göppel von Re’flekt hat die Videos gemeinsam mit Lukas Ondreka konzipiert und wünscht sich für die Zukunft, neue Ideen, viel Raum und Experimentierfreudigkeit der Filmemacher. Die Nutzer sollen eigene, mit dem Smartphone aufgenommene Fotos, auf einer Plattform hochladen können. So werden mithilfe der Fotos 360°-Videos erstellt, die Städte per VR-Brille real wirken lassen. Diese neueste Technik spricht vor allem die jüngere Generation an. Gerade die „Smartphone-Generation“ ist für Virtual Reality zu begeistern.
Die neueste Videotechnologie soll allerdings nicht nur zum Freizeitvergnügen oder zur Bildung beitragen, sondern auch im Gesundheitswesen, wie Eren Aksu (Emblematic) erklärt. Mit einer VR-Brille sollen beispielsweise posttraumatische Krankheiten besser behandelbar sein und auch für Außenstehenden zu mehr Verständnis bei einem Krankheitsbild beitragen. Mit der VR-Technologie wird ein wichtiger Beitrag zur Weiterentwicklung und Training im Gesundheitswesen, der Ausbildung und in der Arbeitswelt geleistet.
Für Begeisterung beim Konferenzpublikum sorgt Andreas Gall (Red Bull Media House) mit seinen 360°-Dokumentationen. Er macht deutlich, dass technische Errungenschaften immer an Generationen gebunden sind. So hat vor 60 Jahren das Fernsehgerät eine neue Ära eingeläutet. Die jungen Generationen sind mit Smartphones aufgewachsen und so gehen diese mit den neuesten Technologien leichter um.
Deshalb ist es für die VR-Technologie schwierig, ein breites Publikum zu finden. Die jungen Kunden wollen die Welt wie im realen Leben erleben. Red Bull Media House stattet beispielsweise zahlreiche Sportler mit 360°- Kameras aus. So kann der Zuschauer einen Slalom oder ein Skispringen aus der Sicht des Skispringers miterleben. Der Zuschauer kann selbst das Bewegtbild navigieren und dem Sportler dadurch ins Gesicht schauen. Emotionen, wie Anstrengung und Konzentration, werden hautnah vom Betrachter wahrgenommen. Er befindet sich wie der Sportler auf der Skipiste und erlebt den Wettkampf mit seinem eigenen Blick. Für die Macher von solchen 360°-Erlebnissen ist es wichtig, eine Geschichte zu erzählen. Der Zuschauer soll in das Geschehen hineingezogen werden und am eigenen Körper dieses Erlebnis spüren.
Die Vorträge bei der Konferenz i4c – Spring into 360° zeigen, dass die VR-Brille das 2D-Fernsehen in der Zukunft revolutionieren wird. Die reale Welt wird mit einem Rundumblick neu erfahrbar. Fantasiewelten, wie in fiktionalen Stoffen, werden bereits bei Games mit VR-Brillen verwendet. Die Lust, auch Filme bald in 360°-Sequenzen zu erzählen, ist da. Allerdings braucht diese Entwicklung noch Zeit, bis sie einen Weg in unsere Wohnzimmer findet. Die junge Generation wird sich dagegen sicherlich nicht verschließen.
i4c – Spring into 360° wird veranstaltet vom Bayerischen Filmzentrum, Creative Europe Desk München in Kooperation mit der Hochschule für Fernsehen und Film München und mit Unterstützung des Bayerischen Staatsministeriums für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie, unter dem Dach von »Immersive.Bavaria«. In Zusammenarbeit mit dem MedienNetzwerk Bayern, Laval Virtual und dem 3IT Berlin.