In diesem Jahr unterstützt der FilmFernsehFonds Bayern erstmals den Finance-Workshop des renommierten Produzentennetzwerks ACE – Ateliers du Cinéma Européen in München. 16 internationale Produzenten treffen sich dazu vom 17.-21. November, um gemeinsam mit Financiers und internationalen Branchenvertretern ihre aktuellen Projekte zu besprechen. Innerhalb des ACE-Workshops gibt es für ausgewählte Produzenten aus Bayern die Möglichkeit, an einem Mini Workshop teilzunehmen und von der ACE Expertise zu profitieren. Wir haben vorab mit Felix von Poser von Sparkling Pictures über seine Erwartungen an den Workshop, die Herausforderungen und Vorteile internationaler Koproduktionen gesprochen.
War dir das ACE-Programm bekannt? Wann und in welchem Zusammenhang hast du davon erfahren?
Felix von Poser: Ich denke schon seit einigen Jahren darüber nach, am ACE-Workshop teilzunehmen. Ich glaube, ich habe vor einigen Jahren im Rahmen des Berlinale Co-Production Market davon gehört, konnte damals aber nicht teilnehmen, weil ich noch keinen Spielfilm produziert hatte.
Du wirst an einem One-on-One Meeting im Rahmen des ACE Financing Workshops teilnehmen. Welche Erwartungen hast du an das Meeting?
Ich hoffe, das internationale Potential meines eingereichten Stoffs bestätigt zu bekommen und neue Ideen zur weiteren Realisierung des Projekts zu erhalten. Außerdem hoffe ich, im Rahmen der Veranstaltung europäische Produzenten kennenzulernen, sowie mehr über ACE zu erfahren, um in naher Zukunft möglicherweise am gesamten Programm teilzunehmen.
Mit welchem Projekt hast du dich für den Workshop beworben? Was zeichnet dein Projekt für eine internationale Koproduktion aus?
Tunnel ist ein englischsprachiger Mystery-/Horrorfilm, der teilweise in Osteuropa gedreht werden soll und dessen Ensemble aus verschiedenen europäischen Nationen zusammengesetzt ist.
Eignen sich Genrefilme besser für Koproduktionen?
Ob Koproduktion oder nicht, eignen sich Genrefilme meines Erachtens erstmal sehr gut für die internationale Verwertung, viel besser als beispielsweise Komödien. Deshalb liegt eine internationale Zusammenarbeit auch auf der Hand.
Deinen aktuellen Film, den Genre-Thriller Replace, hast du mit kanadischen Partnern koproduziert. Was für Erfahrungen hast du dabei gemacht?
Leider musste ich mit meinem ersten internationalen Projekt auch gleich lernen, wie wichtig es ist, sich die potentiellen Koproduktionspartner genau anzuschauen. Ich hatte mit meinem ersten Partner leider kein Glück und musste die Finanzierung sehr kurzfristig neu strukturieren. Gerade deshalb ist es umso wichtiger, ein internationales Netzwerk aufzubauen, mit Kontakten, deren Vertrauenswürdigkeit man einschätzen kann.
Mit welchen Ländern bzw. Partnern hast du vor, in Zukunft zusammenzuarbeiten? Welche Kriterien müssen diese Länder und die dortigen Finanzierungsmodelle für dein/e Projekt/e erfüllen?
Ich treffe auf Festivals häufig Produzenten, die sich aufgrund der hohen automatischen Förderung ihres Landes als Koproduzenten anbieten. Automatische Förderung ist natürlich auch sehr wichtig, meines Erachtens macht eine Zusammenarbeit aber nur dann wirklich Sinn, wenn auch vom Markt eines Koproduktionslandes Interesse am Projekt besteht. Also Sender, Verleiher, etc. Denn hohe Förderung gibt es heutzutage in vielen Ländern.
Anders sieht es natürlich aus, wenn im Koproduktionsland konkret gedreht werden soll, wie ich es mit Tunnel in Osteuropa plane. Dann muss trotzdem entschieden werden, ob eine Koproduktion Sinn macht oder doch eher eine Zusammenarbeit mit einem Serviceproduzenten.
Wie interessant sind dabei Produzenten-Netzwerke wie ACE für dich?
Nur durch lokale Produzenten lernt man die nationalen Märkte wirklich kennen, die meines Erachtens wie gesagt wichtiger sind als Förderlandschaften. Und ich denke, ACE ist eine gute Möglichkeit, internationale Produzenten kennenzulernen.
Viele Produzenten schrecken vor Koproduktionen ab, da sie ein gewisses finanzielles Risiko sowie einen hohen Arbeitsaufwand mit sich bringen. Worin siehst du die Stärken bei Koproduktionen?
Erstmal glaube ich, dass jede Filmproduktion ein großes finanzielles Risiko und einen hohen Arbeitsaufwand mit sich bringt. Wer beides scheut, sollte vielleicht gar nicht erst Filmproduzent werden.
In Zeiten sinkender Finanzierungsquellen in Deutschland sehe ich in internationalen Zusammenarbeiten die Chance, höhere Budgets zu finanzieren, mit denen man sich besser in Konkurrenz zu US amerikanischen Filmen begeben kann.
Du bist Absolvent der HFF München. Wurdest du dort während deines Studiums auf das Koproduzieren vorbereitet?
Leider kaum. Es gab ein paar Seminare dazu, die aber nicht sonderlich tiefgehend waren. Aber zum Glück gibt es ja außerhalb der Hochschule Möglichkeiten der Weiterbildung in diesem speziellen Bereich, der womöglich auch nicht jeden Studierenden interessiert.
Inzwischen ist das vielleicht aber auch anders, da sich das Curriculum seit meinem Studium in großen Teilen geändert hat.
Wie hat sich deiner Meinung nach die Bedeutung bzw. der Stellenwert internationaler Koproduktionen entwickelt? Wird es zunehmend wichtiger, international und mit Partnern zu produzieren?
Wie gesagt halte ich internationale Zusammenarbeiten für die Zukunft der Filmfinanzierung, um mit den Budgets im internationalen Vergleich bestehen zu können.
In Bayern werden wenige Filme mit internationalen Partnern koproduziert. Kannst du dir erklären, warum?
Ich glaube zwar, es gibt sehr viel mehr international agierende Produzenten und internationale Filme, als man denkt, da man gerade von internationalen Projekten in der Fachpresse nur wenig liest. Trotzdem kann ich nicht verstehen, warum sich nicht viel mehr Produzenten mit dem Thema beschäftigen.
Ich beobachte aber gerade bei jungen Produzenten eine stärkere internationale Ausrichtung. Von den Gründungsmitgliedern der von uns neu gegründeten Young Producers Association arbeiten beispielsweise fast alle international.
Auf dem Bild: Felix von Poser (r.) mit dem Team seines internationalen Thrillers „Replace“.