Schönste Hoffnungen – Interview zum Kinofilm „The Girl King“ von Mika Kaurismäki

girl king

Über den Kinofilm „The Girl King“ sprachen wir mit Produzentin Wasiliki Bleser von der Starhaus Filmproduktion. Der Film startet im Oktober 2015 in den amerikanischen Kinos.

„The Girl King“ ist eine finnisch-bayerisch-schwedisch-kanadische Koproduktion. Wer hatte die Federführung?

Das war nach Produktionsphase unterschiedlich gelagert. Von Projektentwicklung bis Vorproduktion wurde das Projekt paritätisch gesteuert, während für Vorproduktion und Dreh der Lead bei den finnischen Partnern lag. Die Postproduktion wurde nach Departments und Phasen erst von Bayern, dann von Kanada gesteuert.

In bayerischer Verantwortlichkeit liegend, hatten wir mit dem Schnitt des Films die Freude, mit zwei international geschätzten Meistern dieses Fachs arbeiten zu dürfen. Wir wussten zwar, dass wir uns auf Hans Funck und Alex Berner verlassen konnten, aber die Großartigkeit ihres Schnitts hat dann doch die Erwartungen aller übertroffen.

Wie hat die Zusammenarbeit zwischen all den Produzenten funktioniert?

Sehr geduldvoll. Im Ernst, es war eine Herausforderung der besonderen Art die unterschiedlichen Standards, so viele Mentalitäten, wertvolle Erfahrung, Ansprüche und spezielle Skills in einen Workflow, eine Vision zu bekommen, aber es war möglich, und wir haben es geschafft. Natürlich funktioniert das nie ohne Reibung, das wäre ja auch seltsam. Es galt für uns immer, die Reibungshitze in Energie für kreative Lösungen umzuwandeln. Bei einem Projekt dieser Dimension ist das die beste Überlebensstrategie. Entscheidend war eine intensive, saubere Kommunikation zu allen Phasen des Projekts,  aber auch, dass wir mit Mika Kaurismäki einen stoischen Produktionspartner und Regisseur hatten, mit dem uns Freundschaft und tiefes Vertrauen verbindet. Das hilft oft als Rettungsschirm. Nicht zuletzt war es auch die Geschichte und Botschaft von Königin Christina selbst, die sinnstiftend und erdend in den stürmischen Projektphasen wirken konnte.

Inwiefern?

Christina von Schweden war eine schillernde und ambivalente Persönlichkeit. Sie war maßgeblich an der Beendung des 30jährigen Krieges beteiligt, hatte „Herz, Verstand und berechtigt zu den schönsten Hoffnungen“ wie ihr Kanzler Axel Oxenstierna meldete – sie selbst beschrieb sich auch als hitzig und stolz – sie verband umfassende Bildung mit pragmatischer Regentschaft und gab mit ihrer freigeistigen Lebensart Impulse für eine immense kulturelle Blüte..

Wie kam Starhaus zu diesem Projekt?

Auch hier war unsere Verbindung zu Mika Kaurismäki der Grund, warum wir auf The Girl King aufmerksam wurden. Mika war mit unsere kanadischen Partnerin Anna Stratton in der Stoffentwicklung, als uns das Projekt angeboten wurde. Ausschlaggebend einzusteigen, war für uns die Herausforderung, einen Historienfilm (jenseits der üblichen Genrekonventionen) über eine für Europa und seine Geschichte so außergewöhnliche und bedeutende Frau zu machen. Deren Geschichte mussten wir erzählen.

Wie war die Zusammenarbeit mit Mika Kaurismäki?

Mit Mika ist die Zusammenarbeit an jedem Film etwas Besonderes. Seit unserem ersten gemeinsamen Projekt, dem Dokumentarfilm Mama Africa über die afrikanische Sängerin und Aktivistin Miriam Makeba wussten wir um seine großartige Arbeit beim überzeugenden Zeichnen des Portraitierens einer charismatischen Frau. Er zählt zu den in sich ruhenden Regisseuren, und diese Ruhe überträgt sich auf sein Team. Im Fall von The Girl King sprechen wir von einem internationalen A-Cast, einem Kameramann aus Kanada und einer multinationalen Crew in der Postproduktion. Die finnische Ruhe hat dieses Team geerdet und konsequent zu The Girl King geführt.

Wo habt Ihr gedreht?

Wir haben im finnischen Turku und in Bayern gedreht.

Wie sind die Dreharbeiten verlaufen?

Turku erwies sich als absoluter Glücksfall für die internationale Spielfilmproduktion. Die Unterstützung durch die West Finland Film Commission hat der Produktion große Kraft gegeben und viel dazu beigetragen, dass alles glatt lief. Wir haben dort im Winter gedreht, weil sich in dieser Zeit wenig Touristen dort aufhalten. Die Burg in Turku, eine beeindruckende Location, wurde für den Dreh komplett gesperrt und war für uns frei zugänglich. Weitere Unterstützung kam in Form von Beistellungen für die Ausstattung, sogar die Kostüme wurden komplett vor Ort geschneidert.  Und doch würde es ohne Bayern diesen Film nicht geben. Zum einen weil eine der Schlüsselszenen in den Bayern-Dreh fallen musste, aber vor allem weil wir wieder die großartige Unterstützung des FFF erleben durften. Jederzeit, aber insbesondere in den wirklich schwierigen Situationen, hatten wir in ihm einen Partner, wie man ihn sich als Produzent wünscht. Durch sein Engagement und sein Flexibilität war es möglich, The Girl King zu realisieren. Wir sind sehr froh über diese Partnerschaft.

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