Love and Loss – Interview mit Janna Ji Wonders zu ihrem neuen Film I REMEMBER

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Janna Ji Wonders ist Filmemacherin und Musikerin. Ihren FFF-geförderten Abschlussfilm „I remember“ hat sie vollständig in Kalifornien gedreht. Auf der Berlinale feiert das Drama über jugendliche Sehnsucht, Freundschaft und Verlustgefühle in der Reihe „Perspektive  Deutsches Kino“ Premiere. Ein Gespräch über Hippie-Orte, Abschiedsschmerz und deutsch-amerikanische Dreharbeiten.

Dein Film „I remember“ hat es in die Reihe Perspektive Deutsches Kino auf der Berlinale geschafft. Herzlichen Glückwunsch! Wann hast du die Nachricht erhalten und was war deine erste Reaktion?
Die Nachricht habe ich Anfang Dezember erhalten und war total aus dem Häuschen. Der Film war gerade fertig und die Berlinale das erste große Festival, bei dem wir eingereicht haben. Einen besseren Start hätten wir uns gar nicht vorstellen können.

„I remember“ basiert auf einer Kurzgeschichte. Wo hast du diese zum ersten Mal gelesen und was hat dich dazu inspiriert, einen Film darüber zu drehen?
Die Kurzgeschichte hat Zoran Drvenkar geschrieben. Ich bin auf ihn wegen eines anderen Buches zugegangen, bei dem die Rechte aber schon vergeben waren. Er fand meine Art, Filme und Musikvideos zu machen, meinen Stil und die Atmosphäre meiner Filme gut und hat mir daraufhin ein paar Kurzgeschichten angeboten, von denen ich mir „I remember“ ausgesucht habe.

Warum?
Ich komme von der Musik und die Geschichte basiert auf dem Song „I remember“ von Boo Hewerdine. Die sehnsuchtsvolle und melancholische Stimmung des Songs, die poetische Erzählweise der Geschichte und der Blick auf das Innenleben des sensiblen Jugendlichen haben mich berührt. Die große Herausforderung war, seine Gedanken und Gefühle ins Filmische zu übertragen

Der Film ist sehr metaphorisch erzählt. Was möchtest du mit „I remember“ aussagen?
Ich wollte einen leisen und atmosphärischen Film machen, in dem es um jugendliche Sehnsucht, unerfüllte Liebe und eine erste Verlusterfahrung geht.

Der Film spielt in Bolinas, Kalifornien, wo du auch aufgewachsen bist. Gibt es Parallelen im Film zu deinen persönlichen Erfahrungen in den USA?
Auf jeden Fall. Für mich war es sehr wichtig, diesen Film an einem Ort zu drehen, der emotional mit mir zu tun hat.
Beim Lesen der Kurzgeschichte hatte ich sofort meine Jugend vor Augen, die ich in Bolinas bei meinem amerikanischen Vater verbracht habe. Die Bilder aus diesem Ort, der sehr mit mir verbunden ist, kamen beim Lesen sofort hoch. Ich habe als Jugendliche immer am Strand gesessen oder mit Freunden am Auto abgehangen. Es war ein viel ruhigeres, chilligeres Leben als in Deutschland. Das lag wahrscheinlich auch daran, dass ich immer nur im Sommer dort war. Das Leben in der Hippie-Gemeinschaft fand ich damals sehr interessant und kontrastreich zum bayerischen Leben.

Wie haben die Dorfbewohner auf euch als Filmcrew reagiert?
Bolinas ist ein interessanter Ort, weil die Menschen dort selten Besucher bzw. Touristen dulden. Deshalb schrauben sie auch die Ortsschilder ab und es ist sehr schwer, Bolinas zu finden. Es war ein Glück, dass sich das Dorf für uns so geöffnet hat. Im Film spielen auch Dorfbewohner mit. Der Truckfahrer ist beispielsweise mein Vater. Weitere Statisten haben wir zufällig gesehen und gefragt, ob sie Lust hätten, mitzumachen. Das verlief alles ziemlich spontan.

Du hast mit einem deutsch-amerikanischen Team gedreht. Was waren die größten Herausforderungen?
Die Internationalität war eine schöne Herausforderung für mich und das Team. Meine deutsche Produktionsfirma Trimaphilm war auch dabei. Vieles ließ sich nicht aus Deutschland, sondern erst vor Ort im direkten Gespräch mit den Leuten regeln. Alle waren sehr aufgeschlossen und hilfsbereit. Nur mit dem Cast war es etwas komplizierter. Ich konnte Schauspieler, die ich unbedingt besetzen wollte und die auch mitmachen wollten, nicht engagieren. Sie waren in der Union, der amerikanischen Schauspielergilde, vertreten und durften somit keine Non-Union Projekte wie unseres annehmen.

Wo hast du die beiden Hauptdarsteller und die Darstellerin dann entdeckt?
Den Hauptdarsteller Jude Thomas hatte ich schon ganz früh ausgewählt. Er ist im Anfang seiner Karriere und Joaquin Phoenix ist sein Mentor, der ihn betreut. In „I remember“ spielt er seine erste Hauptrolle. Die Hauptdarstellerin haben wir in der Bay Area über eine Künstleragentur gefunden. Sie ist eigentlich Musikerin und wir haben sie auf einem Konzert in San Francisco gefragt, ob sie mitspielen möchte.
Der andere Junge ist ein Model, der noch nie geschauspielert hat.

Die Bildsprache ist sehr poetisch und stimmungsvoll. Wie verlief die Zusammenarbeit mit Kameramann Markus Förderer?
Wir kannten uns vorher nur vom Sehen. Der Kontakt kam dann über Trimaphilm zustande. Bei unserem ersten Treffen hat mich Markus gleich mit atmosphärischen Fotos überzeugt, die er mir in einem Mood-Board gezeigt hat. Wichtig war mir das Stimmungsvolle der Geschichte visuell umzusetzen und Bilder zu finden die auch dem emotionalen Zustand der Hauptfigur entsprechen. Wir haben uns schnell auf einer Ebene getroffen, wollten beide weitgehend mit natürlichem Licht arbeiten und auch Dunkelheit zulassen. Die Drehorte an der kalifornischen Küste rund um Bodega Bay haben uns begeistert. Markus hatte kurz davor schon einen Film in Amerika gedreht und konnte auch diese Erfahrung mit in das Projekt einbringen.

Welche Rolle spielen der Sound und die Musik in „I remember“?
Bei dem Film war mir wichtig, dass ich Songs verwende, die mich berühren. Sehr inspiriert hat mich der norwegische Musiker Ola Flottum. Von seiner Band sind auch einige Songs im Film. Songs, die schon eine gewisse Melancholie transportieren und mich von Anfang an begleitet haben. Es war ein Glück, dass wir dazu auch die Rechte bekommen haben.

Hast du auch selbst Musik beigesteuert?
Ich habe an drei Stellen mit dem Gitarristen meiner Band YA-HA! auch den Original-Score beigesteuert. Und jetzt ist es ein Mix aus meiner eigenen Musik und Songs, die ich gefunden habe.

Du drehst abwechselnd in den USA und Bayern. Wo fühlst du dich zu Hause?
In Bayern! Für mich ist der Walchensee mein Zuhause. Dort wohnen meine Oma und meine Mutter. Ich bin sehr oft dort und möchte auch noch einmal ein Projekt in der Gegend machen. Das wäre visuell spannend.

Eines deiner nächsten Projekte ist Film mit dem Titel „Bavarian Mountain Girls“. Kannst du verraten, worum es darin geht?
Dieses Projekt basiert auf einer wahren Geschichte. Es geht um zwei Schwestern, die mit ihrer Musik aus dem bayerischen Bergdorf losziehen und auf diesem Road-Trip dann etwas Dramatisches erleben.

Janna Ji Wonders

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