Geschichten der Zukunft

Britta Friedrich

Die internationale All-Media-Konferenz Frankfurt StoryDrive begeht am 10. Oktober ihr fünfjähriges Jubiläum während der Frankfurter Buchmesse. Der FFF Bayern ist zum dritten Mal Medienpartner der Konferenz und sprach im Voraus mit Britta Friedrich, der Leiterin Konferenzen und Programme auf der Frankfurter Buchmesse. Ein Gespräch über Helden, innovatives Geschichtenerzählen und das Zusammenwachsen der Branchen.

StoryDrive feiert in diesem Jahr fünfjähriges Jubiläum. Was erwartet die Teilnehmer zu diesem Anlass?
Britta Friedrich: Unsere Teilnehmer erwartet ein erstklassiges Programm mit internationalen Spitzenreferenten und exzellenten Vernetzungsmöglichkeiten. StoryDrive ist auch 2014 der einzige Treffpunkt weltweit, der die Verlags-, Film- und Gamesbranche gleichberechtigt zusammenbringt und dabei Themen behandelt, die für alle Branchen gleichermaßen virulent sind. Durch das Zusammentreffen von so unterschiedlichen Playern wie Produzenten, Drehbuchautoren, Gamesdevelopern, Verlegern oder Medienanwälten entsteht ein Raum für neue, zukunftsweisende Ideen. Gleichzeitig werden konkrete Möglichkeiten zur Verwertung und Vermarktung von Stoffen und Geschichten aufgezeigt. 2014 ist StoryDrive erstmals Teil des neuen Business Clubs der Frankfurter Buchmesse. Die Teilnehmer von StoryDrive sind also gleichzeitig Mitglieder des Business Clubs und profitieren von zahlreichen Zusatzleistungen wie Beratungsgesprächen, geführten Touren über die Messe oder Networkingservices.

Das Motto der diesjährigen Konferenz lautet „Heroes“. Was verbirgt sich dahinter?
Friedrich: In den letzten Jahren hat sich nicht nur das Format oder die Art wie wir Geschichten erzählen verändert. Auch die Geschichten selbst verändern sich – und damit ihre Helden. Den klassischen Helden gibt es nur noch selten, stattdessen begegnen uns Protagonisten mit vielschichtigen Charakteren und komplexen Strukturen. Sie bieten viel Identifikationsmöglichkeit für die Mediennutzer – für ihre Macher bedeuten sie aber neue Herausforderungen. Diesen wollen wir uns im Rahmen von StoryDrive dieses Jahr widmen: Wie entwickeln erfolgreiche Autoren ihre Helden und deren Geschichten? Wie sehen die Protagonisten der Zukunft aus – vor allem, wenn der Mediennutzer immer mehr Mitspracherecht fordert? Wie meistern Erzähler multiple Helden und die steigende Komplexität innerhalb einer Geschichte? Auf Fragen wie diese wollen wir Antworten liefern. Dafür haben wir die Macher außergewöhnlicher Geschichten und zukunftsweisender Projekte eingeladen. Es geht uns also nicht nur um die Helden in einer Geschichte, sondern vor allem auch um die dahinter: Autoren, Entwickler und Produzenten, Verleger und Programmverantwortliche und nicht zuletzt das Publikum.

Auf wen dürfen sich denn die Teilnehmer besonders freuen?
Friedrich: Wir freuen uns wieder auf Medienmacher aus der ganzen Welt und aus allen Entertainmentbrachen. Aus Schweden kommen z.B. der Cyberphilosoph und Musikproduzent u.a. der Cardigans Alexander Bard oder die Macher der Kult TV-Serie „Real Human“ Hendrik Widmann und Lars Lundström. Die Gamesbranche wird u.a. Peter Gornstein, Global Cinematic Director von Crytek vertreten. Mit Linda Aronson kommt die Grande Dame unter den international gefragten Drehbuchberatern für Film, Fernsehen, Rundfunk und diverse Crossmedia-Projekte nach Frankfurt.

Um Bücher geht es auf der Konferenz nur am Rande. Was steht im Mittelpunkt der Veranstaltung?
Friedrich: Im Mittelpunkt von StoryDrive steht das Geschichtenerzählen von morgen – da ist das Trägermedium zunächst sekundär. Wir fokussieren uns auf innovative und zukunftsweisende narrative Formen, die mit den Erwartungen spielen und die Grenzen der Medien neu ausloten.
Die Projekte, die im Rahmen von StoryDrive präsentiert werden, kommen aus allen Medienbereichen. Sie können von Verlagen, Sendern oder Gamesentwicklern initiiert sein – meist reicht ihre Verwertung allerdings weit über das Ursprungsmedium hinaus. Und hier kommt ein zweites zentrales Thema von StoryDrive ins Spiel: die branchenübergreifende Zusammenarbeit.
Ein aktuelles Beispiel ist das Projekt Endgame. Die Auserwählten von James Frey. Das Buch erscheint Anfang Oktober in über 30 Ländern. Doch Endgame ist weit mehr als ein Buch – Endgame ist ein crossmediales Konzept, das neben Buch, Krypto-Rätsel und einem zu gewinnenden Goldschatz ein aufwendiges Computer-Game sowie einen Kinofilm umfasst. Ein solches Projekt kann nur branchenübergreifend gedacht werden. In diesem Fall ist Google für das Game mit an Bord. Die Filmrechte gingen an 20th Century Fox. In Deutschland bringt Oetinger den Titel raus. Was wir im Rahmen von StoryDrive zeigen wollen, ist mehr als das Konzept eines derartigen Projekts. Wir wollen einen echten Blick hinter die Kulissen ermöglichen: Wie finden sich Partner aus den verschiedenen Medien? Wie stimmen sie sich auf- und miteinander ab? Wer finanziert – wer hält die Fäden in der Hand? Die Zusammenarbeit zwischen Verlags-, Film-, TV- und Gamesbranche birgt viele neue Möglichkeiten – aber eben auch eine gesteigerte Komplexität und neue Herauforderungen. StoryDrive thematisiert sie und bringt die richtigen Player aus den verschiedenen Welten an einen Tisch.

Buchmesse und Transmedia. War diese Mischung von Anfang an ein Erfolgsmodell?
Friedrich: Als wir 2010 mit StoryDrive gestartet sind, war die Konferenz und das Thema transmedia noch sehr erklärungsbedürftig. Mittlerweile haben wir uns als Forum für den branchenübergreifenden Austausch und das crossmediale Geschäft etabliert. Seit 2010 haben 150 Referenten im Dialog mit rund 1.500 Teilnehmern aus zehn Ländern das Geschichtenerzählen neu definiert und Impulse für das Mediengeschäft der Zukunft gesetzt. StoryDrive war von Anfang an ein zentraler Anlaufpunkt für die kreativen Köpfe und für die ökonomischen Vordenker des internationalen Inhalte- und Mediengeschäfts. Seit 2013 haben wir mit StoryDrive Asia einen erfolgreichen Ableger geschaffen, der jedes Jahr im Mai in Peking stattfindet.

Den Austausch der Teilnehmer unterstützt auch das Fish-Bowl Prinzip, nach dem StoryDrive aufgebaut ist. Welchen Vorteil bietet diese Methode?
Friedrich: Bei StoryDrive geht es um einen Austausch auf Augenhöhe – zwischen den Branchen, aber eben auch zwischen Sprechern und Teilnehmern. Wir wollen Dialog und Diskussion ermöglichen – das gelingt nur, wenn wir Raum für Interaktion schaffen.
Das Besondere von StoryDrive ist zunächst einmal, dass unsere Referenten dem gesamten Programm beiwohnen. Sie stehen damit dem Publikum den ganzen Tag für Fragen oder Diskussion zur Verfügung. Ihre Vorträge und Präsentationen sind auf rund 15 Minuten beschränkt. Danach sorgen unsere Moderatoren dafür, dass ein echter Austausch unter den Referenten und zwischen Sprechern und Publikum beginnt. Das Setting von StoryDrive tut sein Übriges: Es ist eine Gesprächsarena, die unseren Besuchern erlaubt auf die Bühne zu kommen. Hier können sie aktiver Part des Programms werden und sich also auch öffentlich mit ihren Meinungen, Visionen oder Projekten positionieren.

Zwischen dem FFF Bayern und Story Drive besteht seit 2012 eine Medien-Partnerschaft. Wie schätzen Sie das transmediale Schaffen in Bayern ein?
Friedrich: Der Medienstandort Bayern ist für Zukunftsentwicklungen im Bereich Crossmedia, Transmedia oder Augmented Reality hervorragend aufgestellt. Als Partner des FFF schätzen wir die Expertise in kreativen wie in wirtschaftlichen Fragen.

Alle weiteren Infos zu StoryDrive gibt es hier:
www.buchmesse.de/businessclub
www.buchmesse.de/storydrive

Auf dem Bild: Britta Friedrich (c) Frankfurter Buchmesse

 

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