Kleines Kino, große Wirkung

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Ein außergewöhnliches Arthouse-Programm, eine neue Kinobar und ein originelles Veranstaltungskonzept – dafür zeichnet der FFF das Monopol-Kino in Schwabing-West in diesem Jahr mit der Spitzenprämie aus.

Das blau-weiße Neonschild mit der Aufschrift „Monopol“ leuchtet dezent in der Schleißheimer Straße 127. Fast könnte man es übersehen. Doch betritt man erst einmal das kleine Arthouse Kino, kommen keine Zweifel mehr auf, am richtigen Ort zu sein. Im Keller befinden sich drei Kinosäle unterschiedlicher Größe mit 109, 52 und 33 Plätzen. Ein besonderes Highlight erwartet die Besucher auf der oberen Etage: eine neue Kinobar, bestehend aus einem kleinen Saal mit integrierter Bar in schönem Ambiente. Dunkelgrüne Wände, Holzvertäfelungen, Drehsessel, eigene Toiletten. „Eine Kinobar ist einfach noch ein Mehrwert. Wir nutzen den Raum vor allem auch für Sonderveranstaltungen und das läuft super“, sagt Markus Eisele. Zusammen mit Christian Pfeil leitet er in München das Monopol sowie das Arena Filmtheater. Zwei Häuser, die beim Publikum ankommen und gut besucht sind.

Dabei kennen die beiden Kinomacher auch andere Zeiten. Eisele leitete zuvor das Forum Kino am Deutschen Museum und Pfeil das alte Monopol Kino in der Feilitzschstraße auf dem Gelände der Schwabinger Sieben. Beide Kinos spielten Arthouse- und Independentfilme ohne Werbung und Popcorn. Schnell wurden die beiden aufeinander aufmerksam und da es in München zu wenige Leinwände für Arthouse Kinos gibt, tauschten sie regelmäßig Filme aus und überlegten, gemeinsam etwas auf die Beine zu stellen. Als Eiseles Kino schließen musste, haben sie sich überlegt, zusammen das Arena Filmtheater im Glockenbachviertel zu übernehmen. „Das war im ersten Jahr eher eine Katastrophe. Wir haben Schulden übernommen, das Kino umgebaut und sind ein großes Risiko eingegangen“, so Eisele. „Christian hat mir dann auch noch das alte Monopol Kino aufgedrückt, um ein paar Wochen später zu verkünden, dass der Mietvertrag im Sommer 2011 auslaufen und ein neues Kino gebaut werden müsste“, ergänzt er.

Heute lacht er darüber. Damals war allerdings unklar, ob sich neben dem Arena, das gerade anfing stabil zu werden, das neue Monopol Kino überhaupt finanzieren ließe. Mit viel Risikobereitschaft haben sie sich dazu entschlossen, ein ganz neues Konzept aufzubauen und einen „richtig großen Laden daraus zu machen“, so Pfeil. Es war ein Abenteuer, das sich heute allemal ausgezahlt hat. Ihr Konzept besteht darin, mit kleinen Sälen zu arbeiten. Aufgrund der vier kleinen Säle haben die Kinomacher die Möglichkeit, Filme zu tauschen und flexibler auf die Nachfrage des Publikums zu reagieren. Und die ist groß. „Dabei haben wir die erste Reihe nur, dass die Leute in der zweiten Reihe nicht denken, sie sitzen in der ersten. Aber der kleine Saal ist immer gut ausgelastet“, lacht Pfeil.

Das Programm hat sich nach dem Umzug von der Schwabinger Sieben in die ehemalige Kegelbahn in der Schleißheimer Straße nur gering verändert. Heute spielen sie auch Kinder- und Familienfilme, was früher nicht so war. „Es ist ein nettes Angebot für die Nachbarschaft. Wir haben anfangs unterschätzt, dass nicht nur das urbane München existiert, sondern dass wir hier neben dem Filmkunstkino auch ein Stadtviertelkino haben. Wir versorgen einen kompletten Stadtbezirk kulturell. Die Leute müssen nicht mehr in die Stadt fahren oder an die Münchner Freiheit, sondern können hier bleiben“, erklärt Pfeil.

Das Hauptgeschäft liegt aber immer noch auf einer großen Auswahl an Independent-Filmen für Erwachsene. Daneben organisiert das Team des Monopols regelmäßig drei bis vier Sonderveranstaltungen pro Woche, wie zum Beispiel Regie- und Publikumsgespräche, Konzerte oder Previews. „Wer Bock auf Popcorn-Kino hat, ist bei uns falsch“, so Pfeil und fügt hinzu: „Ich habe in Weimar einmal ein Jahr lang ein Blockbuster-Kino betrieben. Das war für mich eine so langweilige Arbeit. Du musst dich darum kümmern, dass rechtzeitig genug Cola vorhanden ist und hast wenig Mitbestimmungsmöglichkeiten. Das war fad.“ Heute müssen Eisele und Pfeil ständig zwischen künstlerischen und betriebswirtschaftlichen Entscheidungen jonglieren. „Es macht total Spaß zu gucken, in welchen Zeitschienen wir die Filme programmieren können. Diese Feinjustierung macht bei uns die Wachstumszahlen aus. Wir lernen unser Kino von Jahr zu Jahr besser kennen“, erklärt Eisele. Das Kino ist zu einem besonderen Kulturort geworden, ganz ohne aufdringliche PR oder Marketing. Der Münchner Filmemacher Ralf Westhoff bemerkte dies einmal mit dem Satz, dass „das Monopol ein Produkt sei, für das das Publikum das Marketing mache“, berichtet Pfeil.

Dieses Engagement und die Leidenschaft fürs Kino zahlen sich aus. In diesem Jahr wird das Monopol Kino mit der 10.000 Euro dotierten Spitzenprämie des FFF Bayern für sein höchst anspruchsvolles Programm, die vielen Zusatzveranstaltungen und das innovative Konzept ausgezeichnet. Wofür Eisele und Pfeil das Geld unter anderem verwenden werden, wissen die beiden auch schon. Es wird erst einmal eine Feier für die Nachbarschaft im Kino geben. Denn das längerfristige Ziel der beiden Kinomacher ist es, neben dem Kinobetrieb noch mehr Publikum von außen für die Bar zu gewinnen. Das sollte gelingen. Denn wer einmal im Monopol war, kommt garantiert wieder.

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Christian Pfeil und Markus Eisele in einem ihrer Kinosäle im Monopol.

 

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