Auf das Leben! Interview mit Mark Monheim zu seinem Film „About a Girl“

About A Girl Szenenfotos (c) Imbissfilm (21)

Mark Monheim hat mit »About a Girl« einen tragikomischen Debütfilm über das Erwachsenwerden gedreht, der am 6. August 2015 in den deutschen Kinos startet. Im Interview spricht er über missverstandene Teenager, die Dreharbeiten sowie die Transmedia-Kampagne des Films.

Der Film handelt von einem selbstmordgefährdeten Teenager. Das ist kein leichtes Thema.
Erwachsenwerden ist nicht so einfach, aber da muss man eben durch, denken die Erwachsenen. Sie tun das als schwierige Phase ab und nehmen die nervigen Launen ihrer Kinder nicht so richtig ernst. Ein Selbstmordversuch ändert das schlagartig. Plötzlich steht das Kind im Mittelpunkt; jede Regung, jeder Blick, jedes Wort wird besorgt registriert und interpretiert. Diese Situation schien mir bei aller Dramatik auch viel Komik zu bieten.

Was möchtest du Teenagern mit dem Film sagen?
Dass das Leben großartig ist, obwohl es auch schmerzhafte Erfahrungen für einen bereithält. Und dass man die Schönheit und das Glück
erst wirklich sehen kann, wenn man auch mal traurig war. About a Girl ist ein Plädoyer für das Leben und die Liebe.

Auch dein erfolgreicher Abschlussfilm Mit 16 bin ich weg erzählt von einem jungen Mädchen in schwierigen Familienverhältnissen. Wie schaffst du es, dich in Teenager hineinzuversetzen und aus ihrer Sichtweise zu erzählen?
Mir geht die wehleidige Selbstbespiegelung meiner eigenen Generation manchmal einfach auf den Keks. Gleichzeitig bin ich natürlich auch ein Teil von ihr und nicht so politisch und rebellisch, wie ich es gerne wäre. Teenager denken nicht so viel über Konsequenzen nach, handeln aus dem Bauch raus, sie sind emotionaler und impulsiver als Erwachsene. Ich mag diese Energie. Außerdem habe ich fest vor, selber nie so ganz erwachsen zu werden, und ich glaube, das würde den meisten Menschen ganz gut tun.

Das Drehbuch zu About a Girl hast du, wie auch bei deinem Abschlussfilm, zusammen mit Martin Rehbock geschrieben. Wie lautet euer Erfolgsrezept?
Wir arbeiten sehr eng zusammen und vertrauen uns absolut. Als Verbündete entwickeln wir unsere Projekte von der ersten Idee an gemeinsam. Dabei geht es nicht nur um inhaltliche und künstlerische Aspekte, sondern auch um vernünftige Arbeits-bedingungen bei der Umsetzung. Laut Crew-United-Umfrage zählen wir zu den fairsten Produktionen 2013 – als Debüt-Film. Das ist kein Zufall.

Die Hauptrolle ist mit Jasna Fritzi Bauer perfekt besetzt. Wie bist du auf sie aufmerksam geworden?
Durch einen Tipp unserer BR-RedakteurInnen Birgit Metz, Claudia Gladziejewski und Tobias Schultze. Wir kamen beim Jugendlichen-Casting nicht weiter und hatten 6 Wochen vor Dreh noch keine Hauptdarstellerin. Ich war zunächst skeptisch, weil Jasna deutlich älter ist als die Rolle, aber als ich sie in Wien getroffen habe, war ich sofort überzeugt: Die ist ein Volltreffer. Jasna ist großartig – talentiert, leidenschaftlich, ehrgeizig, absolut professionell und dazu noch witzig, nett und entspannt.

Wie waren die Dreharbeiten mit ihr und Heike Makatsch?
Im Gegensatz zu Jasna war Heike schon ganz früh mit an Bord. Sie war begeistert vom Drehbuch und hat uns bei der Finanzierung des Films mit ihrem Engagement sehr geholfen. Die Dreharbeiten liefen wirklich großartig, nicht nur mit Heike und Jasna: Alle haben sich gut verstanden, wir hatten eine Super-Stimmung am Set und in der ganzen Produktion. Und unheimliches Glück mit dem Wetter.

Du hast zum Film einen Musikwettbewerb ausgeschrieben. Wie kam es dazu?
Musik war von Anfang an ganz zentral für unsere Film-Idee; schon im Drehbuch haben wir Musiksequenzen detailliert beschrieben. Wir wollten einen Song-Soundtrack extra für den Film produzieren. In Zusammenarbeit mit BR und PULS entstand die Idee, einen Wettbewerb zu machen, um unsere Musiker-Truppe zu komplettieren. Es haben sich fast 300 Bands beworben. Neben den Gewinnern „Cat Stash“ haben wir so noch zwei weitere Bands entdeckt. In Zusammenarbeit mit dem BR haben wir außerdem ein „Kino Kino Spezial“ über das Soundtrack-Recording in Spanien produziert.

Darüber hinaus ist About a girl mit einem Webauftritt ganz transmedial aufgestellt. Was erwartet die Nutzer dort?
Wir haben parallel zum Filmdreh mit einer Second Unit zusätzliche Inhalte produziert, die man sich auf der Website anschauen kann. Das sind kleine gescriptete Szenen, Improvisationen, Gags und Interviews. Unser Figuren-Universum existiert über den Film hinaus weiter. Der BR hat uns hier von Anfang an massiv unterstützt, auch weil wir die Lücke zwischen Kinoauswertung und Fernsehausstrahlung durch unsere Transmedia-Kampagne schließen wollen. Momentan läuft noch ein Musikvideo-Wettbewerb, der sich an Studierende an den bayerischen Medienhochschulen richtet. BR und 35mm-meets-Vinyl ermöglichen die Produktion eines Musikvideos zu unserem Titelsong  „Confidence“ von „Cat Stash“.

Zur Person
Mark Monheim wurde 1977 in Bonn geboren. Nach München kam er zum Zivildienst – und studierte im Anschluss in der Abteilung IV Dokumentarfilm und Fernsehpublizistik. Bereits für seinen Übungsfilm Michelle wurde er ausgezeichnet: mit dem Bundeskurzfilmpreis und mit dem Hauptreis der Internationalen Kurzfilmtage Winterthur. Für den 30minütigen Abschlussfilm Mit 16 bin ich weg gewann er unter anderem den First Steps Award. Das Drehbuch zu About a Girl erhielt den Emder Drehbuchpreis. Der FFF Bayern hat sowohl Mark Monheims Abschlussfilm als auch das Drehbuch und die Produktion seines ersten Kinofilmes About a Girl gefördert. Bei beiden Filmen hat Monheim mit Imbissfilm zusammengearbeitet. Die Produktionsfirma wurde in München gegründet und sitzt mittlerweile in Nürnberg und Lübeck. Mark Monheim lebt als freier Autor und Regisseur in Berlin.

Foto: Charleen (Jasna Fritzi Bauer) ist von einer Todessehnsucht getrieben. Sie versucht, sich umzubringen – und scheitert. Sie landet nicht im Jenseits, sondern im Krankenhaus und erfährt, dass ihr das Leben noch einiges zu bieten hat.

 

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